Zitate
Charles Baudelaire in "Die Blumen des Boesen" (1861)
Auszug aus "Das Gift":
Der Wein [Haschisch] verwandelt oft die schmutzigsten Spelunken
In Schloesser voller Maerchenpracht,
Und Saeulenhallen er vor uns erstehen macht
Aus rotem Dunst und goldnen Funken,
Wie eine Sonne, die versinkt in Nebelnacht.
Das Opium weitet aus, was ohne Grenz' und Schranken,
Es dehnt die Unermesslichkeit,
Es hoehlt der Wollust Rausch, vertieft das Meer der Zeit,
Und mit Genuessen, schwarzen, kranken
Macht es die Seele uebervoll und weit.
Nichts aber gleicht dem Gift aus deinen gruenen Augen,
...
Colin Wilson in "Das Okkulte"
ueber Aleister Crowley in den Jahren 1919 bis 1923
Winter fuer Winter litt er nun an Asthma und Bronchitis, und da
er oft und gerne alle moeglichen Drogen konsumierte, von Meskalin
und Haschisch bis Kokain, Heroin und Opium, war seine koerperliche
Widerstandskraft zu schwach, um der in England herrschenden Kaelte
und Feuchtigkeit zu trotzen. [...] Was nun Crowley anbelangt, wurde
fuer ihn das Problem der Selbstdisziplin immer dringlicher. Die
Heroindosis, die er nahm, haette jeden anderen umgebracht. Von
Zeit zu Zeit zwang er sch zu einer Cold-Turkey-Kur, indem er einfach
tagelang keine Drogen zu sich nahm. [...] Doch gewoehnlich griff
er immer wieder zu Drogen, sichtlich entschlossen, ihren Gebrauch
nach seinem Belieben zu steuern. [...] In seinem 72. Lebensjahr
ging es mit ihm bergab, und die Bronchitis war besorgniserregender
denn je; er starb am 5. Dezember 1947.
Timothy Leary in "Neurologik" (vermutlich vor 1970)
Wenn man die Erfahrung des Turn-On macht und wie sein eigener
Koerper denkt, ist der erste Grad des Zeitbewusstseins erreicht.
Das Schaltkreis-V-Diplom wird einem zuerkannt. Das Leben ist
schoen. Natuerlich ist Cannabis der Immatrikulationsschluessel
zur Schule der Entzueckung.
Wenn man die Erfahrung des Tune-In macht und wie sein eigenes
Nervensystem denkt, ist der zweite Grad des Zeitbewusstseins
gewonnen. Das Kreis-VI-Diplom ist verdient. Das Leben ist
all-ein und allumfassend. LSD ist der Immatrikulationsschluessel
zur neurologischen Akademie.
Wenn man die Drop-Out-Erfahrung macht und wie sein eigener
genetischer Code denkt, ist der dritte Grad des Zeitbewusstseins
erreicht. Das Kreis-VII-Diplom. Man lebt allumfassend.
Die G-Pill [ein Enzym, das Leary's Theorie zufolge in Nervenzellen
von sterbenden Tieren und Menschen zu finden sein muss] ist der
Schluessel zum genetischen Code.
Albert Hoffmann in "LSD - mein Sorgenkind" (1975)
Ich teile den Glauben vieler Zeitgenossen, dass die geistige Krise
in allen Lebensbereichen unserer westlichen Industriegesellschaft
nur ueberwunden werden kann, wenn wir das materialistische Welt-
bild, in dem Mensch und Umwelt getrennt sind, durch das Bewusstsein
einer alles bergenden Wirklichkeit ersetzen, die auch das sie
erfahrende Ich einschliesst und in der sich der Mensch eins weiss
mit der lebendigen Natur und der ganzen Schoepfung. [...] Beson-
dere innere [Set] und aeussere [Setting] Vorbereitungen sind
notwendig, damit ein LSD-Versuch ein sinnvolles Erlebnis werden
kann. [...] Wenn man lernen wuerde, die Faehigkeit von LSD, unter
geeigneten Bedingungen visionaeres Erleben hervorzurufen, in der
medizinischen Praxis und in Verbindung mit Meditation besser zu
nutzen, dann koennte dieses neuartige Psychopharmakon, glaube ich,
von einem Sorgenkind zum Wunderkind werden.
Robert Anton Wilson in "Cosmis Trigger" (1977)
Die naechste Schlinge im Netz war ein Treffen mit Dr. Timothy
Leary, der entweder eine ganze Generation mit bewusstseinsver-
biegenden Drogen einer Gehirnwaesche unterzog (die Meinung seiner
Feinde) oder aber entdeckte, wie man das Bewusstsein der Mensch-
heit von kulturell bedingter Begrenzung befreit (die Meinung
seiner Freunde). [...] Leary betonte allen Reportern gegenueber,
dass die Erfahrung mit psychedelischen Drogen ein synergetisches
Produkt von drei nicht additiven Faktoren sei: (1) der Dosierung;
(2) des Set - d.h. den Erwartungen, den emotionalen Statusspielen,
persoenlichen Zuegen usw. der betreffenden Person; und (3) des
Settings - d.h. der tatsaechlichen Raum-Zeit-Ereignisse. [...]
Die synergetische Theorie von Dosierung, Set und Setting ist
moeglicherweise Dr. Learys hervorragenster Beitrag zur Wissen-
schaft der Pychopharmakologie.
Timothy Leary im Vorwort:
Dieses Buch, Cosmic Trigger, und sein Autor, Robert Anton Wilson,
koennen am ehesten als zeitgenoessische Bindeglieder in dieser
ungebrochenen Kette von alchemistischen Philosophen und Intelli-
genzagenten verstanden werden, die systematisch gelernt haben,
ihre eigenen Nervensysteme durch innere biochemische Selbstver-
suche zu gebrauchen. [...] Wilson beschreibt 30 Jahre des
Experimentierens ueber und mit seinem Gehirn. [...] Wir danken
dir, Robert Anton Wilson, fuer diese aktuelle und zeitlose
Kostbarkeit.
Meyers grosses Taschenlexikon (1983)
Haschisch (arab., eigtl. "getrockenetes Gras, Heu"), weitver-
breitetes Rauschgift, das durch Extraktion aus dem Harz des
Indischen Hanfs gewonnen wird. [...] H. wird v.a. in Kombina-
tion mit Tabak geraucht, aber auch in Kaffee oder Tee konsumiert.
Die Rauschempfindungen haengen v.a. von den seel. und koerperl.
Anlagen des Betroffenen, von seiner augenblicklichen Gestimmt-
und wesentl. auch von der jeweiligen Umgebung ab. [...]
:)Ausserdem birgt die psych. Abhaengigkeit die Gefahr einer Abkehr
von der Realitaet, u.U. mit Persoenlichkeitsstoerung und schwerster
Verwahrlosung. Chron. H.genuss soll ferner zu schweren Wesens-
veraenderungen auf der Basis hirnorgan. Schaeden u.U. zur Ver-
bloedung fuehren koennen:)
Christian Raetsch im BTM-Kurier (Febr. 1993)
In traditionellen Kulturen gibt es jahrtausende alte Methoden
der Bewusstseinserweiterung, psychedelische Rituale der Erkennt-
nis. Das Wissen darum wird von Schamanen, Propheten, Seherinnen
und Weisen gehuetet. Sie stehem meist im kulturellen und religi-
oesen Zentrum der Gemeinschaft. Sie verbinden das Individuum mit
der Gesellschaft, in der es lebt, mit dem biologischen Lebens-
raum und den inneren, unsichtbaren Wirklichkeiten des Kosmos.
[...] In traditionellen Kulturen gelten bewusstseinserweiternde
Pflanzen als "Pflanzen der Goetter", als Geschenke der Goetter
an die Menschen. Mit ihrer Hilfe sollen die Menschen am Mysterium
teilhaben, mit ihrer Unterstuetzung sollen sie Erkenntnisse ge-
winnen, die Raum und Zeit tranzendieren. Diese Pflanzen sind
heilig und duerfen nur im rituellen Rahmen eingenommen werden.
In Gesellschaften, die diesen Umgang mit heiligen Pflanzen kennen,
gibt es keinen Missbrauch solcher Drogen. Erst wenn der rituelle
Rahmen verschwindet, z.B. durch Kolonialisierung und Missionierung,
kommen die Probleme.
Steve Blame (MTV-Moderator) im BTM-Kurier (Febr. 1993)
BTM-Kurier: Was ist mit der Parole der 60er "Sex and Drugs and
Rock 'n Roll" geworden?
Steve Blame: Diese Parole hat sich in den letzten 30 Jahren
ziemlich aufgeweicht. Bezogen auf die 90er waere
eher von "Safer Sex, No Drugs and not to much
Rock 'n Roll" die Rede.
Hans-Peter Duerr in "Traumzeit" (1978):
Auch der schamanenartige Odin hing nach der Auskunft des
Havamal bekanntlich neun Tage lang am Weltenbaum Yggdrasil, und
als er schliesslich von ihm abfiel, war er voller Weisheit und
der Zauberei maechtig: [...] Einige Forscher identifizieren heute
diesen Weltenbaum nicht laenger mit der Esche sondern mit der
Eibe, einem immergruenen Baum, der insbesondere an warmen Tagen
das Alkaloid Taxin in die Luft ausscheidet, das halluzinogene
Wirkungen hervorrufen kann, was vielleicht auch einiges Licht
auf die Berichte von Plutarch und Dioskurides wirft, nach denen
der Schlaf im Schatten der bluehenden Eibe den Tod bringen
koenne.
Christiane Schmerl in "Drogenabhaengigkeit" (1984):
Die erste Drogenepedemie, die einigermassen gut durch schrift-
liche Urkunden belegt ist, war die epidemische Ausbreitung des
Branntweingenusses im 15. und 16. Jahrhundert in Mitteleuropa.
Es gibt viele zeitgenoessische Kommentare und Klagen ueber zu-
nehmende Raeusche und Besaeufnisse in dieser Zeit. Was hatte
sich gegenueber dem etablierten Bier- und Weinkonsum des Mittel-
alters geaendert? Die von den Arabern uebernommene Kunst des
Destillierens war nach einer Zeit ausschliesslichen und spar-
samen Gebrauchs in den Kloestern zu rein medizinischen Zwecken
zunehmend fuer den weltlichen Gebrauch kommerzialisiert worden.
Trotz einer Flut von Erlassen und Verboten griff der neue Ge-
brauch hochprozentiger Alkoholika um sich, und zwar schwer-
punktmaessig in jenen Gegenden, wo sich unter Beteiligung von
Adel oder reichen Kaufleuten die Branntweinindustrien nieder-
gelassen hatten. [...] Schliesslich legte sich im 17. Jahr-
hundert die Aufregung ueber das Problem der Trunkenheit, ...
Ein weiteres Beispiel fuer epidemischen Alkoholismus ist die
Gin-Epedemie im England des 18. Jahrhunderts. [...] Interessanter-
weise wurde die Gin-Epidemie aber nicht durch strikte Verbote
eingedaemmt, sondern durch ein gestaffeltes System von Auflagen
an Hersteller, eingeschraenkte Ausgaben von Schankkonzessionen,
Verboten des Eintreibens geringfuegiger Trinkschulden, Strafen
fuer nicht lizensierten Ausschank etc. Aufgrund dieses Mass-
nahmenbuendels ging der Gin-Konsum nachhaltig zurueck, ohne dass,
wie etwa eine radikale Prohibition bewirkt haette, Herstellung
und Verkauf in den kriminellen Untergrund gewandert waeren mit
seinen - heute - bekannten Folgen.
Hans-Peter Duerr in "Traumzeit" (1978):
Aber es muss noch im Zeitalter der Renaissance und vereinzelt
auch spaeter insbesondere auch Frauen gegeben haben, die mit der
Hilfe gewisser Salben in eine Erstarrung fielen, wie es eine ganze
Reihe zeitgenoessischer Beobachter schildert, und die danach
Wunderliches von mitunter recht anstrengenden Fluegen und orgiasti-
schen Taenzen zu berichten wussten.
[...]
Wir haben zu Beginn die Vermutung geaeussert, dass eine Anerkennung
der Tatsache, bewusstseinsveraendernde Drogen seien fuer die ab-
sonderlichen Erfahrungen der Hexen verantwortlich, diesen Erfahrun-
gen, wie auch jenen der Wilden in der Neuen Welt, in den Augen der
weltlichn Gerichte und der Heiligen Inquisition den Wirklichkeits-
charakter geraubt haette. Da die christliche Kultur den Gebrauch
derartiger Mittel kaum kannte oder ihnen zumindest feindlich gegen-
ueber stand, mussten die Erfahrungen, die mit ihrer Unterstuetzung
gemacht wurden, als illusionaere Verkennungen der wirklichen Welt,
als Halluzinationen, kurz, als Scheinerfahrungen interpretiert
werden.
Sergius Golowin in "Die weisen Frauen" (1982)
Sogar einige der aeusseren Erscheinungen des Hexensabbats, vor
allem, wie wir sie aus den masslos uebertriebenen und missverstaend-
lichen Schilderungen der Ketzerverfolger kennen, werden von hier
aus gesehen noch begreiflicher. Der Arzt Alfred Martin versuchte
wohlfundiert nachzuweisen, dass im magischen Badewesen berau-
schende Daempfe aus Pflanzensamen in deutschen Gebieten eine
aehnlich wichtige Rolle spielten, wie Herodot ueber das alter-
tuemliche Nomadenvolk der Skyhten berichtet: "Damit waere die
Badestube dem Geisterglauben und dem Zauber weit offen gewesen."
Ein anderer Beleg verweist darauf, dass unter dem Einfluss des
Bilsensamens "die Weiber nackend aus dem Bade gingen". Die
berauschende Wirkung des Hexenkrauts war offenbar so stark,
dass Maedchen und Frauen durch seine Nachwirkung haeufig ver-
gassen, ihre Kleider auf schickliche Art in Ordnung zu bringen.
Jack Kerouac "Unterwegs" (1955)
Aber damals tanzten sie ueber die Strassen wie Waldgeister,
und ich schlurfte hinter ihnen her, wie ich mein ganzes Leben lang
hinter Leuten hergeschlurft bin, die mich interessieren. Denn
die einzig wirklichen Menschen sind fuer mich die Verrueckten,
die verrueckt sind danach zu leben, verrueckt danach zu sprechen,
verrueckt danach, erloest zu werden, und nach allem gleichzeitig
zu gieren - jene, die niemals gaehnen oder etwas Alltaegliches
sagen, sondern brennen, brennen, brennen wie phantastische gelbe
Wunderkerzen, die gegen den Sternenhimmel explodieren wie Feuer-
raeder, in deren Mitte man einen blauen Lichtkern zerspringen
sieht, so dass jede "Aahh!" ruft.
David P. Ausubel
"Interaktives Bedingungsgefuege der Opiatsucht" (1952/1980)
Die Drogen Heroin und Marihuana beispielsweise haben beide ihren
eigenen gesonderten Konsumentenkreis, der auf ihren charakte-
ristischen psychopharmakologischen Wirkungen beruht. Der Gebrauch
von Marihuana praedisponiert ein Individuum nicht zum Heroin-
konsum, ausgenommen vielleicht insoweit, als er "das Eis brechen"
koennte fuer den Gebrauch gefaehrlicherer Drogen. Rauschgift-
suechtige tendieren im allgemeinen zu einer Drogenkarriere, die
mit dem Gebrauch von Marihuana beginnt, weil diese Droge ver-
fuegbarer, billiger und weniger gefaehrlich ist und gesellschaft-
lich weniger missbilligt wird. Der Zusammenhang zwischen den
beiden Drogentypen ist jedoch nicht kausal, und die grosse Mehr-
heit der Marihuana-Konsumenten geht spaeter nicht zum Heroin-
missbrauch ueber.
George B. Greaves in
"Existenzielle Theorie der Drogenabhaengigkeit" (1974)
:) Als erstes kann man feststellen, dass das Sexualleben Drogen-
abhaengiger fundamental gestoert zu sein scheint. Sie sind frigide,
impotent, indifferent, pruede und voller Zorn oder Ressentiments
gegenueber der Sexualitaet. [...] Wir scheinen den vollkommen
rueckstaendigen Schluss gezogen zu haben, dass der Drogensuechtige
ein aktiv hedonistisches, vergnuegungssuechtiges Individuum ist,
obwohl er es nie war. Er ist vielmehr ein chronisch spannungs-
geladenes Individuum, das grosse Schwierigkeiten hat, seine
Beduerfnisse nach angenehmen Empfindungen auf die gleiche Weise
wie andere Menschen zu befriedigen. :)
John C. Lilly in "Der Scientist" (1978):
Einige Forscher hatten sich ueber LSD und seine Wirkungen zu
enthusiastisch geaeussert. Andere waren durch ihre ersten Ver-
suche erschreckt worden. [...] Forscher, die keine LSD-
Erfahrungen hatten, waren einfach nicht in der Lage, die grund-
legende Wirkung des LSD auf das menschliche Gehirn zu erkennen.
Jene, die es benutzten, waren dagegen haeufig nicht faehig,
ihre Erfahrungen adaequat vermitteln zu koennen, sie wurden von
ihren Gegnern einfach nicht verstanden. Bestimmte Forscher
waren aus dem akademischen Betrieb ausgestiegen und ernannten
LSD oeffentlich zu einem Sakrament, wurden zu Religionsstiftern.
Christiane Schmerl in "Drogenabhaengigkeit" (1984):
Relevant fuer den Zustand Drogenabhaengigkeit sind daher nicht
so sehr die fruehen sozialen Merkmale, ... , sondern vielmehr
jene spezifischen Ereignisse, die zu einem spaeteren Zeitpunkt
eine Drogenkarriere in engerem Sinne in die Wege leiten. [...]
Ganz offensichtlich sind dies ... ganz undramatische Faktoren
wie 'soziale Vorbilder' (Gruppensituation), 'Verfuegbarkeit'
(Angebotenes wird konsumiert), 'Neugier' (Unbekanntes reizt
dazu, ausprobiert zu werden), 'Hedonismus' (Lust auf angenehme
Gefuehle), wie sie als recht alltaegliche Motive und Reaktionen
auch mit anderen, weniger spektulaeren Neuerungen, Moden und
Konsumguetern zusammen auftreten.
[...]
Winick war bereits Anfang der 60er Jahre aufgrund einer immensen
Datendurchsicht von ueber 7000 registrierten Abhaengigen zu dem
Ergebnis gekommen, dass Abhaengigkeit von harten Drogen ein sich
selbst begrenzender Prozess ist und sich nach einer gewissen
Zeit 'auswaechst'. [...] Durchschnittlich fand er eine Abhaengig-
keitsspanne von 8,6 Jahren, wobei nur 7 % der von ihm ueber-
prueften Faelle 15 Jahre oder mehr abhaengig gewesen waren. [...]
Darueberhinaus fand er, dass ueberhaupt alle die von ihm unter-
suchten langjaehrigen Heroinisten in unerwartet hohem Ausmass
Zeiten der freiwilligen Drogenfreiheit durchgemacht hatten.
Richard und Shirley Jessor in
"Ein sozialpsychologisches Modell des Drogenkonsums" (1984)
Im Hinblick auf die Persoenlichkeit kann man den Jugendlichen, der
mit geringerer Wahrscheinlichkeit zum Marihuana greifen wird,
folgendermassen kennzeichnen: er schaetzt und erwartet, gute
Schulleistungen zu erzielen, er ist nicht so besorgt um seine
Unabhaengigkeit, die Gesellschaft ist fuer ihn eher unproblematisch
als kritikwuerdig, sein religioeses Engagement ist unvermindert,
seine Einstellung gegenueber normativen Verstoessen ist kompro-
missloser, und er sieht im Problemverhalten wenig Vorzuege, wenn
er sie gegen die erwarteten negativen Folgen abwaegt. Der Jugend-
liche, der mit groesserer Wahrscheinlichkeit Marihuana konsumieren
wird, zeigt ein entgegengesetztes Muster: seine Autonomie ist ihm
wichtig, die Ziele der traditionellen Institutionen wie Kirche
und Schule interessieren ihn weniger, die Gesellschaft betrachtet
er mit groesserer Voreingenommenheit, gegenueber Normverstoessen
hat er eine tolerante Haltung.
Adolph Freiherr Knigge in "Ueber den Umgang mit Menschen" (1792):
51. Bekuemmere dich nicht um die Handlungen deiner Nebenmenschen,
insofern sie nicht Bezug auf dich oder sehr auf die Moralitaet
im ganzen haben, dass es ein Verbrechen sein wuerde, darueber zu
schweigen! Ob aber jemand langsam oder schnell geht, viel oder
wenig schlaeft, oft oder selten zu Hause, praechtig oder schlecht
gekleidet ist, Wein oder Bier trinkt, Schulden oder Kapitalien
macht, eine Geliebte hat oder nicht - was geht das dich an, wenn
du nicht sein Vormund bist.
Sun Bear in "Der Pfad der Kraft" (1983):
[1971] Im Taos Pueblo-Reservat wurden wir von einem Stammesaeltesten
namens Tellus Good Morning empfangen. [...] Bei unserer Ankunft
schickte er sich gerade an, eine Peyote-Trommel zu spannen, und
er lud uns zu einer Teeparty, wie sie bei den Indianern genannt
wird, ein. Dieser Begriff wird in meinem Volk nicht leichtfertig
gebraucht; eine Teeparty ist eine besondere Form der Peyote-
Zeremonie, bei der aus gemahlenen Peyoteknoepfen ein Tee bereitet
wird. Dieser Tee wird herumgereicht und als heilige Handlung
getrunken. [...] Im Taos Pueblo begegneten wir vielen Menschen,
die ihr Leben in der tonangebenden Gesellschaft aufgegeben hatten;
sie hatten keinerlei materielle Besitztuemer, und sie waren
gluecklich.
[...]
Ein weiteres Basislager befand sich in der Naehe von Elk Grove.
Ungefaehr zu diesem Zeitpunkt [1971] machte ich meine erste und
letzte Erfahrung mit Marihuana. [...] Sie buken einen Schwung
Schokoladenplaetzchen, die ungefaehr zwei Unzen Marihuana ent-
hielten. Ich wusste nichts von dieser Zutat. [...] Ich muss
zugeben, dass es ein starkes Erlebnis war, aber es aenderte nichts
an meiner Einstellung zu Drogen. Drogen waren entschieden ein
umstrittenes Thema zwischen mir und einigen Mitgliedern des
Stammes. Und sie sollten schliesslich eine der Hauptursachen
fuer den fruehen Winterschlaf [drohende Aufloesung] des Stammes
sein.
Jeffrey S. Young ueber den jungen Steve Jobs in
"Steve Jobs - Der Henry Ford der Computer-Industrie" (1988):
Das ganze Jahr [1972] ueber ging Steve barfuss, ausser im tiefsten
Schnee. Dann trug er Birkenstocksandalen. Er versuchte sich in Tanz
und westlicher Geschichte; aber am rigorosen Studium der Akademie,
das in Reed gefordert war, war er nicht interessiert. Mit gekreuzten
Beinen in einer Kriechdecke ueber dem Schlafsaal zu sitzen, fastend,
meditierend und Drogen einnehmend, das passte ihm wesentlich besser
bei seiner Suche nach Erkenntnis.
[...]
Ueber Kottkes Zimmer war ein kleiner Raum, wo die beiden mit Schlaf-
entzug, Drogen und Diaeten experimentierten. Sie suchten nach einem
Weg, um den High-Zustand von LSD auf das Leben selbst auszuweiten.
Bhagwan Shree Rajaneesh in "Meditationen" (1976):
LSD ... aber wenn ich dafuer bin, dann mit einer Einschraenkung,
einer Bedingung, und die ist: wenn du der Herr bleiben kannst,
in Ordnung. Probiere alles, aber behalte den Ueberblick. Und
wenn das nicht geht, dann begib dich nicht erst auf gefaehrliche
Wege. Fang erst gar nicht damit an. Das ist besser.
John Lilly in "Der Scientist" (1978):
In der totalen Schwaerze des isolierten Raumes spritzte sich
John am Eingang des [perfektionierten Isolations-] Tanks
hundert Mikrogramm reines Sandoz LSD-25. Er bestieg den Tank
und schwamm im auf 34.5'C erwaermten Meereswasser, das aus der
Karibik hereingepumpt worden war, obenauf. [...] Die LSD-
Wirkung begann.
[...]
"Grenzenlose Kraefte der Evolution peitschten mich durch farbige
Lichtstroeme, die sich materialisieren, waehrend die Materie zu
Licht wird. Aus dem Licht bilden sich Atome, aus den Atomen bildet
sich Licht. Diese Transaktionen werden von einem unermesslichen
Bewusstsein gelenkt. Mir gelingt es nur unter Schwierigkeiten,
mich an meiner Identitaet, meinem Selbst, festzuhalten. Die mich
umgebenden Vorgaenge durchdringen mein Sein, bedrohen meine
eigene Integritaet, versuchen mein Sein in der Zeit zu stoeren.
Es gibt keine Zeit. Dies ist ein unendlicher Platz. Hier ent-
stehen unendliche Prozesse, die von viel maechtigeren Wesen
in Gang gesetzt werden. Aus mir wird lediglich ein kleiner
Gedanke dieses unermesslichen Geistes, der sich meiner Existenz
praktisch unbewusst ist. Ich bin ein kleines Programm des
riesigen kosmischen Computers. Es gibt keine Existenz, kein
Sein ausser diesem in alle Zeiten. Es gibt keinen Platz, an den
man zurueckkommen kann. Es gibt keine Zukunft, keine Vergangen-
heit, nur dies."
Langsam behauptete sich der Koerper, er begann sich im Tank zu
bewegen. Das Wesen begab sich wieder in den Koerper. Es war etwas
durcheinander, wem dieser Koerper wohl gehoere.
"Wo bin ich? Ich bin in einen Koerper geschickt worden. Ich fuehle
ihn, aber es gibt keine Aussenwelt. Ich bin von einer Realitaet
umfangen, die mir bislang unbekannt war. [...] Ich werde mehr und
mehr von diesem Kopf gefangen, von diesem Koerper mit zwei Armen,
einem Rumpf und zwei Beinen eingeengt. [...]"
Ploetzlich kehrte John voller Ueberschwang und mit einem
ekstatischen Enthusiasmus in seinen Koerper zurueck.
Baghwan Shree Rajaneesh in "Meditationen" (1976):
Sobald du auf einem LSD-Trip bist, hast du nicht mehr die
Kontrolle. Die Chemie uebernimmt die Kontrolle, und du bist
nicht mehr der Herr im Haus. [...] Wenn du einmal auf einem
LSD-Trip warst, dann hast du eine Ahnung von einer Dimension,
die du vorher nicht gekannt hast, die du nie vorher empfunden
hast. Wenn du mit Meditation anfaengst, dann ist es ein langer
Prozess; LSD jedoch ist kein Prozess. [...] Alles, was dich
zum Sklaven macht, wird dir, spirituell gesehen, auf die Dauer
nicht helfen, weil Spiritualitaet im Grunde bedeutet, sein
eigener Meister zu sein. Deshalb rate ich euch, keine Abkuer-
zungen zu waehlen. [...] Wenn du bereit bist, deinen Koerper
20 Jahre lang vorzubereiten, um LSD zu nehmen, dann ist es
nicht schaedlich, aber du kannst zum selben Punkt kommen, wenn
du zwei Jahre lang meditierst.
Henri Michaux in "Unseliges Wunder - Das Meskalin" (1955/1972):
Beim Meskalin sind die Bilder das (ueberbordende und stoerende)
Epiphaenomen [Begleiterscheinung], aufs Abstrakte jedoch kommt
es an. Man wird von Klarheiten ueberschwemmt. Die prosaische Ueber-
legung, denn man ist ueberaus matter of fact, gelangt nach ein
paar Querschlaegern zur Metaphysik. Huepfend und wieder auf
andere zurueckhuepfend, die ihr alle als Sprungbrett dienen,
und dabei Bezuege im Flug erhaschend, taumelt sie ohne Unter-
lass voran, hellt Dinge auf, macht Entdeckungen, spinnt mit
reissender Wissbegier aus, die das optische Jahrmarktstreiben,
das sie begleitet, oder das idiotische Stammeln der deklassierten
Sprache unverzueglich ausser acht laesst.
[...]
Statt konstruktive Arbeit zu leisten, veranstaltet die Intelli-
genz unter Meskalineinfluss vor allem Rennen. Sie brilliert
geradezu in Rennen. Ohne Rast und Ruh, gar nicht kontemplativ.
[...]
Ich selbst, irregefuehrt durch die Lichter, die mir ueber alles
und jedes aufgingen, ich gab der Versuchung nach und schenkte
den neuen Klarheiten Glauben, die, wie ich weiss und wovor ich
mich normalerweise huete, weiter nichts als Trugbilder sind,
oder, besser gesagt, die Vorhut neuer Obskuritaeten, vor denen
man sich in acht nehmen muss wie vor der Pest. Ironischerweise
war es das Meskalin, dem ich, gerade durch seine ihm eigenen
Defekte, die Illusion verdankte, ich wuerde das Meskalin ver-
stehen.
Maria Sabina, Mazateken-Schamanin, zitiert von Schultes/Hofmann
in "Pflanzen der Goetter" (1979):
Es gibt eine Welt ueber der unsrigen, eine ferne und doch nahe,
unsichtbare Welt. Und dort lebt Gott, leben die Toten und
Heiligen - in der Welt, wo alles schon geschehen ist und alles
bekannt ist. Diese Welt erzaehlt. Sie spricht eine eigene
Sprache. Ich berichte, was sie erzaehlt. Der heilige Pilz nimmt
mich bei der Hand und fuehrt mich in die Welt, wo alles bekannt
ist. Sie, die heiligen Pilze, sind es, die in einer mir ver-
staendlichen Sprache reden. Ich befrage sie, und sie antworten
mir. Wenn ich von der Reise mit ihnen zurueckkomme, berichte
ich, was sie mir erzaehlt und gezeigt haben.
Paul Krassner "Ein unhoefliches Interview mit Timothy Leary"
in "Rauschgiftesser erzaehlen" (19??)
Frage: Viele Leute rauchen Pott, weil sie es angenehm finden -
einfach um in Stimmung zu kommen -: Fallen Sie diesen
Leuten nicht in den Ruecken, wenn Sie Ihren Marhiuana-
Prozess mit dem Argument der Religionsfreiheit fuehren?
Antwort: Es ist ihr gutes Recht, ihre persoenliche Art des
Marihuana- oder LSD-Genusses zu verteidigen. Das
Streben nach Glueck ist der Gegenstand des ersten
Satzes der Unabhaengigkeitserklaerung, auf die sich
diese Republik gruendet. [...] Wer meine Interpretation
des ersten Zusatzes zur Verfassung - der ueber Religion
und ihre Ausuebung - als Verteidigung fuer meinen
Marihuana- und LSD-Genuss kritisiert, versteht einfach
nicht, was Religion bedeutet, oder er hat eine sehr
enge, westliche, protestantisch-katholisch-juedische
Vorstellung von Religion.
Richard E. Schultes und Albert Hofmann
in "Pflanzen der Goetter" (1979):
Der Genuss von halluzinogenen Pflanzen war waehrend Jahrtausenden
Teil des menschlichen Lebens; in Europa und den Vereinigten
Staaten wurde indessen erst in juengster Zeit erkannt, in
welchem Masse diese Pflanzen die Geschichte der urspruenglichen,
ja sogar der hoeher entwickelten Kulturen gepraegt haben.
Terence McKenna in "Plan - Plant - Planet" (1989):
Die Wiederherstellung direkter Kommunikation mit dem planetaren
Anderen, dem Geist in und hinter der Natur, ist auf die Verwen-
dung halluzinogener Pflanzen angewiesen. Diese Kommunikation
mag unsere letzte und beste Hoffnung sein, um die steilen
Waende jener kulturellen Starre aufzuloesen, mit der wir gerade-
wegs auf den Ruin zusteuern. Wir brauchen eine neue Optik, um
unseren Weg in der Welt zu erkennen.
[...]
In der menschlichen Evolution scheint ein verschwiegener Faktor
zu wirken [...] Wir schlagen vor, dass jene versteckte Kraft,
die aus zweibeinigen Affen das menschliche Bewusstsein hervor-
gelockt hat, in von pflanzlichen Halluzinogenen angeregten
Rueckkopplungsschlaufen zu finden ist.
Peter Cohen, Soziologe aus Amsterdam,
in "Die Woche" vom 9.12.1993:
Aerzte halten einen vernuenftigen Umgang mit Drogen fuer
unmoeglich. So wie frueher, als sie glaubten, Onanieren
schade der Gesellschaft.
Wer zuviel nimmt, nimmt zuviel, aber daran aendert auch das
strengste Gesetz nichts.
Natuerlich kann man mit Kokain Schwierigkeiten bekommen und
natuerlich gibt es Menschen, die damit nicht umgehen koennen.
Die meisten Menschen beherrschen aber ihren Kokainkonsum wie
andere ihren Alkoholkonsum.
Last modified: Wed Mar 29 10:41:16 1995